Otto Flake über Ziegler (1925)
Von Leopold Ziegler erschien ein neues großes, zweibändiges Werk, „Das heilige Reich der Deutschen“, verlegt von Otto Reichl.
Ziegler erklärt die Konzeption dieses Buches folgendermaßen: der gegenwärtige geistige und seelische Zustand Deutschlands flößt Besorgnis ein; man muß zu den Quellen zurückgehen; in der Geschichte wird nicht nur der empirische Charakter einer Natur sichtbar, sondern auch die Intention, die Idee und das Ideal ihres Daseins.
Er folgt der „Lebenslinie“ des deutschen Volkes, und bei seinem profunden Wissen, seinem schöpferischen Denken entstand eine innere, eine platonische Geschichte des deutschen Wesens, die Sinngebung ist.
Aber sie schließt mit Goethe, Hegel und Schelling. Unzufrieden mit dieser Verschiebung des brennendsten Problems auf das historische Gefilde, gelangte ich zu Einwänden, die meinen Respekt vor der Leistung Zieglers nicht mindern; sie entspringen einer Abneigung gegen den Historismus, die gegenstandslos wäre, wenn wir statt seiner Tradition hätten.
Leopold Ziegler, Briefe und Dokumente. Würzburg 2005, S. 216.